Exkurs:
Apostolisches Glaubensbekenntnis

Vivaldi: Credo

Es gibt eine ganze Reihe von christlichen Glaubensbekenntnissen (latein: credo). Es wird bepauptet, diese gingen auf die Jünger Jesu, also die Apostel zurück. Diese vermeintlich gesicherte Quelle ist in sich durchaus widersprüchlich. – Die ganze Bibel ist als Text-Konglomerat verschiedenster Autoren aus vielen Jahrhunderten ist alles andere als eindeutig. Das ist einer der Gründe, warum die diversen christlichen Gruppierungen unterschiedliche Bekenntnisse für verbindlich halten. Einen weiteren Grund vermute ich darin, dass Religion immer auch Machtinteressen‚ folgt. Für das Credo als Essenz des Glaubens gilt das freilich in besonderem Maße. Aus den vielen unterschiedlichen Interessen resultiert die irritierende Vielfalt.

Ich zitiere hier die ökumenische Fassung von der Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte aus 1970. Dessen Zeilen sind anklickbar und führen zur Sezierung des Textes.

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische/christliche/allgemeine Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Amen.

Sezierung

Ich glaube an Gott,

Eben nicht! Die Hyperthese Gott ist absurd – wie Hyperthesen grundsätzlich eigentümlich. Ich lasse meinen Geist nicht vergewaltigen im Sinne des credo quia absurdum est = Ich glaube, weil es unvernünftig ist. Insofern ist schon das erste Gebot für mich ohne jede Relevanz.

den Vater, den Allmächtigen,

Gegen die Behauptung, Gott sei mein Vater, habe ich mich schon bei Besprechung des Vaterunsers protestiert.
Allmacht ist eine absurde Fantasie. Bekannt ist das Paradoxon: Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann?

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Die Vorstellung von einem Schöpfer ist ein obsolete Hyperthese. Die These vom Urknall ist durch eine große Anzahl von Untersuchungen belegt. Sicherlich: Auch diese These strapaziert unsere Vorstellungskraft erheblich. So fragt man sich: Was war vor dem Knall? Das gleiche Dilemma folgert auch aus der Schöpfer-Hyperthese: Wer hat den geschöpft? Die Antwort-Versuche auf die erste Frage sind eine Zumutung an den Intellekt, etwa: Mit dem Urknall entstand erst die Zeit. Die Frage nach dem Davor ist daher nicht sinnvoll. Ich komme damit aber besser klar als mit dem Geschwafel von Ewigkeit zu Ewigkeit oder vom unbewegten Beweger.

Und an Jesus Christus,

Die Quellenlage hinsichtlich der historischen Existenz Jesu ist lückenhaft und widersprüchlich. Richard Dawkins meint, dass Jesus vermutlich gelebt habe, dass das aber trotz der Mehrheitsmeinung ernsthaft bezweifelt werden könne. Christopher Hitchens fand anders als für Mohammed wenig oder keine Belege für Jesu Leben.

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

Es ist letztlich unerheblich, ob Jesus wirklich gelebt hat (s. o.). Gottes Sohn ist er zweifellos nicht – was sich schon aus der Tatsache der Nichtexistenz Gottes ergibt.
Als meinen Herrn werde ich diesen Fantasten ganz sicher niemals anerkennen.

empfangen durch den Heiligen Geist,

Bekommen die Gläubigen da nicht etwas durcheinander? Hat nicht der Heilige Geist den Junior gezeugt, indem er Maria (s. u.) ohne ihr Einverständnis geschwängert hat?
Oder ist empfangen durch zu verstehen im Sinne von vergewaltigt von?
Wie auch immer: An die historische Existenz dieser Maria glaube ich nur mit Vorbehalt (s. o.), an diesen heiligen Sexualverbrecher gar nicht.

geboren von der Jungfrau Maria,

Das Dogma von der Jungfrauengeburt ist schon aus biologischen Gründen Schwachsinn. Interessanterweise zeigt sich bei genauerem Studium der Bibel, dass es sich um einen Übersetzungsfehler handelt.
Im alten hebräischen Bibeltext heißt es noch beim Propheten Jesaja im 7. Kapitel:
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: siehe, die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn gebären. Und sie wird ihn Immanuel (= Jesus) nennen.
In der jüngeren Septuaginta, der griechischen Übersetzung, ist zu lesen:
Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: sie, die Jungfrau, wird schwanger sein und einen Sohn gebären. Und du wirst ihm den Namen Emmanuel geben.

gelitten unter Pontius Pilatus,

Stimmt nicht: Pontius trat vielmehr vor das Volk und sprach: Ich finde keine Schuld an ihm. Daher die Redewendung: Zu etwas kommen wie Pilatus ins Credo. Diese Redewendung beschreibt eine unpassende Verknüpfung.

gekreuzigt, gestorben und begraben,

Jawohl: G-E-S-T-O-R-B-E-N!
Zur Information: Der Tod ist das endgültige Versagen aller lebenserhaltenden Funktionsabläufe (Wikipedia).

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

… oder gar zur Hölle, von der er ja liebreizende Insider-Erfahrungen hat?

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

Aber sicher doch. Nach drei Tagen in diesem Klima. Lecker!
Der Oster-Schwachsinn ist für die Christen existenziell, ist drum Anlass für deren wichtigstes Fest. Jesus wurde angenagelt, sein Gott hatte ihn verlassen, wie der Filius selbst feststellte. Damit war er gescheitert, seine ganzen Fantastereien wie Seifenblasen geplatzt. Die unverschämte Lüge von der Auferstehung stellte diese offensichtliche Tatsache auf den Kopf. Jesu Tod wurde zum Beweis für ewiges Leben. Genial! – Auf diese Idee muss man mal kommen …

aufgefahren in den Himmel;

Jesus ist so wenig nach Wolkenkuckucksheim aufgefahren, wie alle Halbstarken, die sich am Vatertag besaufen, Väter sind. John Lennon hat es erkannt: Ohne Himmel wären wir sehr viel besser dran.

er sitzt zur Rechten Gottes,

Ordnung muss sein!

des allmächtigen Vaters;

siehe oben

von dort wird er kommen,

… und zwar ganz bald nach seinem Himmelstrip – meinten seine Anhänger. Diese Naherwartung hat sich – Wer hätte das gedacht? – bisher nicht so recht erfüllt. Ich wage zu behaupten, dass sie sich nie erfüllen wird.

zu richten die Lebenden und die Toten.

Wie das aussehen soll, hat das liebe Jesulein in seiner bemerkenswerten Barmherzigkeit eingehend beschrieben.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

Zu dieser windigen Figur habe ich mich an anderer Stelle ausgelassen. Es gibt keinen denkbaren Wind, der so bedeutungslos wäre wie dieser Unsinn.

die heilige katholische/christliche/allgemeine Kirche,

Oh ja! An die Existenz der Kirche glaube ich – muss ich zu meinem großen Bedauern glauben. Und klar: sie ist ganz unglaublich heilig.

Gemeinschaft der Heiligen,

Ich habe noch keinen einzigen getroffen – lege auch nicht den geringsten Wert darauf.

Vergebung der Sünden,

Ich glaube noch nicht einmal an Sünde. Dieser Begriff ist ein Macht-Instument, einer vernünftigen Ethik unwürdig.

Auferstehung der Toten

siehe oben

und das ewige Leben.

Ich glaube nur an den ewigen Tod, denn:

Die Lehre von der Wiederkehr
ist zweifelhaften Sinns.
Es fragt sich sehr, ob man nachher
noch sagen kann: Ich bin's.

Wilhelm Busch

Amen.

Amen!

Nachsatz

Dem ersten Teil des muslimischen Glaubensbekenntnisses, allerdings, stimme ich vorbehaltlos zu:

Es gibt keinen Gott …